Donnerstag, 24. Januar 2013

Romeos



Zusammen mit Kriegerin habe ich mir Romeos gekauft, ebenfalls ein deutscher Film, den ich schon länger gerne gesehen hätte, hab ich nun nachgeholt. Außerdem wurde es mal Zeit etwas neues im Lable 'Queer Cinema' zu bringen. Ich hatte über den Film gelesen und fand die Idee durchaus ansprechend, ein schwuler Liebesfilm aus Deutschland gibt es in der Form auch selten, wobei sich der Film ja nicht nur um Schwule dreht, sondern auch um Transexualität und dazu habe ich tatsächlich noch keinen ernsthaften Film gesehen.

SPOILERANFANG
Der erste Abend mit Fabio verläuft 'ungewöhnlich'.
Lukas ist neu in Köln, doch schon im Zivi Wohnheim beginnen die Probleme, denn er landet im Mädchenwohnheim. Ein Versehen? Nein, denn Lukas war mal ein Mädchen und ist nun ein junger Mann, zumindest äußerlich, Brüste hat er noch und auch noch keinen Penis. Das soll aber nachgeholt werden, die Brüste sind in 10 Wochen dran. Mit seiner lesbischen Freundin geht Lukas aber ab und zu mal feiern und da trifft er auf Fabio. Der Südländer ist ziemlich machohaft, aber Lukas verliebt sich in ihn, das Problem: Auch Fabio findet Gefallen an Lukas.
Doch dieser schiebt Panik, Fabio ist schwul und er noch halb eine Frau und es kommt wie es kommen muss: Lukas wird von seiner kleinen Schwester unfreiwillig geoutet, vor seinem Schwarm und dieser will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Nun beginnt außerdem auch noch ein Spießrutenlauf für Lukas, er durfte umziehen ins Männer Wohnheim und die haben das Outing auch mitbekommen. Doch letztlich nähern sich Fabio und Lukas wieder an.
SPOILERENDE

Der Film ist aus dem Jahr 2010 und in einem Punkt schon veraltet: Es wird erwähnt dass eine Personenstandartänderung, also von weiblich auf männlich in diesem Fall, nur dann möglich ist wenn die Eierstöcke entfernt wurden. Seit Januar 2011 ist dies nicht mehr der Fall, Lukas würde heute also etwas weniger Probleme haben bei der Umschreibung und würde leichter in das Männerwohnheim kommen. Aber der Punkt ist für mich so minimal dass ich da dem Film keinen Strick draus drehen würde.
Die Darsteller sind alles Jungdarsteller und bisher wenig bekannt. Die eine Mininebenrolle kannte ich aus irgendeiner RTL Soap vom Aussehen her. Erwähnt werden muss aber natürlich Rick Okon der Lukas spielt und Maximilian Befort als Fabio. Beide machen ihren Job richtig gut und gerade die Oben-Ohne-Szenen von Lukas sehen überraschend real aus. Ich nehm ihm sogar ab dass er mal ein Mädchen war vom Aussehen her, was nun nicht heißt dass er weiblich wirkt, aber für mich eine sehr gute Rollenbesetzung.
Am Strand fühlt sich Lukas auch nicht sonderlich wohl.
Unfreiwillige Aufmerksamkeit bekam der Film durch die FSK Prüfstelle die dem Film eine Freigabe ab 16 Jahren ausstellte, dies ist nicht mal das schlimme, wobei die 2 Hintern die man im Film sieht nun keinen 14 Jährigen verstören. Den Bock abgeschossen hat die Prüfstelle aber genau mit solchen Äußerungen.  Es hieß hier zum Beispiel:
"Der Film zeigt einen leidenden jungen Menschen, der auf dem Weg der Geschlechtsumwandlung mit seinem Umfeld, mit Spott und Vorurteilen zu kämpfen hat. Damit behandelt der Film ein schwieriges Thema, welches für die Jüngsten der beantragten Altersgruppe, die sich in diesem Alter in ihrer sexuellen Orientierungsphase befinden, sehr belastbar sein könnte." Oder  "Die Schilderung einer völlig einseitigen Welt von Homosexualität im Film könnte hier zu einer Desorientierung in der sexuellen Selbstfindung führen. Die explizite Darstellung von schwulen und lesbischen Jugendlichen und deren häufige Partnerwechsel können verwirrend auf junge Zuschauer wirken."
Der Film macht also Leute schwul? Totaler Blödsinn und ja auch diskriminierend, man wird so geboren und nicht durch Filme schwul. Der FSK knickte nach Protesten auch ein, entschuldigte sich für die ‚unglücklichen Formulierungen‘ und der Film ist nun mit einem FSK 12 davon gekommen.

Fazit: Der Film ist schön und bringt einem den Alltag von einem transexuellen Menschen näher, was für Sorgen und Hürden dieser Mensch hat. Das macht den Film für mich durchaus sehenswert. Um ihn aber als richtigen Topfilm ansehen zu können fehlt mir irgendwas noch, vielleicht ist mir die Liebesgeschichte etwas zu flach oder das Outing mit Kinderprügel zu gewollt. Trotzdem ein Film den man gesehen haben kann, wenn man eben mal sehen möchte was in dem Lebensbereichen so los ist, von mir daher 8 von 10 möglichen Punkten.

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