Ein Herbstabend
und ich hab einen schwulen Liebesfilm im DVD Player, kann doch eigentlich
nichts schief gehen, ich erwartete einen seichten Coming Out Film, auf dem
Cover wurde geworben mit Beautiful Thing meets Romeo und Julia. Dazu ein
gutaussehender Hauptdarsteller. Alles perfekt dachte ich und dann kam der Film…
Gefunden habe ich den Film bei Media Markt, was selten ist, Filme die in der
Originalsprache mit Untertitel sind, sind für gewöhnlich nicht im Großhandel zu
kriegen. Hatte vorher auch noch nie was von dem gehört, aber da er ansprechend
aussah griff ich einfach mal zu.
SPOILERANFANG
Es sind die
90er Jahre, eine Zeit in der noch nicht jeder immer erreichbar war und ein
Handy hatte und in dem es noch kein Internet oder DVDs gab. Hier lernen wir Mike
kennen, er hat keine Bilderbuchfamilie, aber eigentlich geht es ihm gut. Er
lebt bei seiner Mutter, hat aber noch guten Kontakt zu seinem Vater. Jedoch
verstehen sich die Eltern halt nicht mehr und Mike hatte auch mal einen Bruder
der in Kindesalter bei einem Unfall starb.
Der neue Will, verdreht Mike den Kopf |
Hier sieht
man dass auch Will keine gute Familie hat, er ist her gezogen um näher bei
seiner Mutter zu sein die auf einer Behidnertenstation lebt, da sie einen
Hirnschaden erlitten hat und nun kaum noch etwas von ihrer Umwelt wahr nimmt,
sein Vater ist ein Säufer der zwar arbeitet, aber die Hausarbeit Will überlässt
und ihn verprügelt wenn etwas nicht so läuft wie er es will.
Unzertrennlich? |
Doch während
der Feier ruft Mikes alter Arbeitgeber bei Mikes Mutter an, hier erfährt sie
dass er aus dem Job geflogen ist und dass er noch Videos hätte die er
zurückgeben soll. Auf der Suche nach den Videos schaut die Mutter in den
herumliegenden Kassetten rein und sieht wie Will und Mike sich küssen. Das gibt
ein Donnerwetter als Mike nach Hause kommt, na ch dem Motto: Was hab ich falsch
gemacht!?
Besonders
tragisch ist es jedoch dass Mike Mutter auch Wills Vater angerufen hat, als
Mike das hört läuft er sofort zu Will. Dieser hat sich mit seinem Vater inzwischen
aber schon geprügelt, wobei Will jedoch gewonnen hat und weglaufen konnte. Mike
baut ihn auf und Will gesteht ihm dass seine Mutter nicht wegen irgendeiner
Krankheit im Sanatorium ist sondern weil sein Vater sie so lange geschlagen
hatte bis sie einen Hirnschaden hatte. Sie gehen zu Wills geheimen Platz, ein
Baum am Fluss, sie gestehen sich ihre Liebe nochmal und schlafen ein. Am
nächsten Morgen wacht Mike auf und findet Will, der sich an dem Baum erhängt
hat.
Endlich ungestört... |
SPOILERENDE
Der Film hat
das Zeug zum schwulen Klassiker, Tristan Barr spielt Mike und ist nicht der
typische Schönling. Will wird von Lucas Lineham gespielt, der schon gut
aussieht und beide überzeugen völlig in ihren Rollen. Man nimmt beiden ihr
Schicksal ab, besonders Lineham der den familiären Druck hat ist großartig! Da
beide noch recht jung sind hat man bisher noch nicht viel von ihnen gehört und
auch der Rest der Darsteller ist eher unbekannt.
Mike und Will genießen ihre Zeit |
Auch wenn
man kein gutes englisch spricht, ich mit meinem Schulenglisch brauchte den
Untertitel kaum. Der hier und da etwas fragwürdig war. Auch wenn man I’m fine
mit „Ausgezeichnet“ übersetzen kann, war bei der ersten Nacht als sie zusammen
sich das Zimmer teilten das doch eher als ‚es ist ok (lass mich nun schlafen)‘
zu verstehen auch eine Art „Herrgott!“ wurde mit „Mensch Meier“ übersetzt. Na
ja gibt schlimmeres.
Fazit: Ein
Film der einen etwas deprimiert zurück lässt. Ich hatte einen Liebesfilm
erwartet und ein Drama bekommen und was für eines. Warum können schwule Filme
nicht mal gut ausgehen? Klar muss es Probleme geben, aber was am Ende mit Will
geschieht ist für mich einfach zu viel. Aber der Film soll autobiografisch
sein, vielleicht geht es deshalb nicht anders. Man bekommt in den ersten 50
Minuten einen wunderschönen Liebesfilm geboten und freut sich für die beiden
Jungs die trotz aller Umstände zueinanderfinden. Als beide am Baum einschlafen
hätte Schluss sein sollen für mich. Naja aber es ist wie es ist und vielleicht
wäre der Film ohne dieses Ende zu seicht geraten so bleibt er wirklich im Kopf
und macht betroffen. Die Darsteller waren alle gut, besonders Will konnte mich
überzeugen.
Wer hier
eine Wixvorlage vermutet wird allerdings enttäuscht werden, es gibt eine Szene
wo beide im Bett liegen und man mal einen Hintern sieht, dies ist die einzige
Szene im Film die tatsächlich stört oder eher unnötig ist. Wer jedoch Dramas
mag sollte unbedingt einen Blick riskieren, auch wenn ich etwas anderes
erwartet hatte, war ich positiv überrascht, ein Film der mich noch länger
Beschäftigt hat, mit schönen Darstellern in schönen Bildern. 9 von 10 möglichen
Punkten.
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