Ein
ungewöhnlicher Comic über den ich heute sprechen möchte, denn ‚Mein Freund
Dahmer‘ erzählt die Geschichte eines Serienmörders, halt wie der Titel schon
verrät von Jeffrey Dahmer, der als Milwaukee Monster traurige Berühmtheit
erlangte.
Ungewöhnlich
sind verschiedene Sachen am Comic, zum einen der Zeichenstil, der komplett in
schwarz-weiß gehalten wurde. Er kommt sehr comicartig rüber, die Figuren haben
ein sehr rundlichen Look und man muss sich erstmal an diesen Stil gewöhnen, was
allerdings nicht schwer fällt und man so A.) schnell in der Story drin ist und
B.) dem ganzen auch ein wenig den Schrecken nimmt.
Das zweite
ungewöhnliche ist das die Story nicht den Serienmörder beschreibt, sondern
seine Zeit vor den Morden. Wer also hofft hier einen blutigen Slashercomic zu
bekommen, der wird enttäuscht sein, aber genau das macht diesen Comic auch so stark.
Man wirft einen Blick hinter die Maske, ein von den Medien geschaffenes Monster
wird demontiert und menschlich gemacht. Die Sträke ist das der Autor keine
Wertung ergreift, er stellt Dahmer nicht als Opfer hin der nichts für seine
Taten kann, er zeigt aber auch das Versagen des Umfeldes an in dem sich Dahmer
bewegte. Seine Eltern die sich mehr um ihre Probleme kümmerten als um die ihres
Sohnes und auch die der Lehrer, die ebenfalls die Augen verschlossen obwohl ein
Alkoholproblem mehr als offensichtlich war.
Einzig sich
selbst und seine Klassenkameraden nimmt der Autor aus dem Schussfeld, man war
jung und naiv und wusste nicht was man tat. Da kann man geteilter Meinung sein
finde ich, komme ich später noch einmal drauf zurück.
Der Comic
wirkt sehr authentisch, Derf Backderf, der Autor des Comics unterstreicht dies
in dem er ein sehr ausführlichen Epilog dem Comic anhängt, hier erklärt er noch
einmal jede Szene und warum und weshalb er sie in den Comic einbaute und woher
er die Information hatte dass das so passiert ist. Er selbst war ein
Klassenkamerad von Dahmer und die Story fängt da an wo er ihn zum erstenmal
bewusst wahrnahm. Sachen die nicht aus seinen Erinnerungen stammen, stammen von
Interviews und Protokolle über geführte Verhöre die Backderf gelesen hat, aber
er selbst befragte auch viele Mitschüler und Lehrer.
So entstand
aus einem Mosaik an vielen kleinen Geschichten eine Nachzeichnung von prägenden
Jugendjahren von dem Serienmörder. Ein Einzelgänger der tote Tier mit nach Hause
nahm um sie zu sezieren und sie in Säure aufzulösen. Der mit seinem kleinen
Bruder in einem engen Haus wohnten in dem ihre depressive Mutter Anfälle hatte
und im ständigen Streit mit dem Vater stand. In der Schule ein Einzelgänger,
der nur durch die nachgemachten Anfälle seiner Mutter Aufmerksamkeit bekam und
so das erste mal eine Art Freundschaft zu seinen Mitschülern entwickelte. Er
wurde eine Art Maskottchen, was man lustig fand, belächelte, mitschleifte, immer
dabei jedoch nie wirklich integriert. Hinzu kam das Dahmer anfing zu trinken
und immer weiter abrutschte, wie auch seine Familie immer weiter zerbrach, sein
Vater zog aus und auch seine Mutter zog weg, so dass Jeff schließlich alleine
in dem Haus wohnte wo einst seine Familie war. In genau dieser Zeit geschah der
erste Mord und hier setzt der Comic dann aus und endet. Es kommen noch ein paar
Szenen wie Dahmer von der Polizei angehalten wird als er die Leiche entsorgen
will, sie jedoch mit einigen Lügen loswird.
Hier greift
der Autor das einzige mal auffallend wertend im Epilog ein und gibt den
Polizisten eine Mitschuld, hätten die ihn richtig kontrolliert wären 16
Menschen noch am Leben und dies wäre der einzige Mord geblieben. Für jemanden
der nicht in der Situation dabei war und sich selbst freispricht von jeder
Schuld finde ich das etwas seltsam. Denn lässt man die Story auf sich wirken
wusste er wenn auch nicht gleich dass Dahmer ein Alk-Problem hatte und seine
Familie nicht die beste war. Es wurde aber nicht einfach die Augen verschlossen
sondern die Mitschüler ließen ihn zum Teil mitlaufen, sofern er sie erheiterte.
Wenn man hier keine Schuld aufkommen lassen will, sollte man diese auch nicht
an Polizisten weitergeben, die bei einem Jugendlichen auf dem Dorf mal nen Auge
zugedrückt haben.
Ansicht wie der Zeichenstil ist |
Als Fazit
kann man sagen das ‚Mein Freund Dahmer‘ mit Sicherheit nicht für jeden Geschmack
etwas ist, ich fand es aber durchaus interessant. Man weiß was für ein Monster
aus dem Jungen wird der einem durchaus leid tun kann. Wenn man sich also für
eine Vorgeschichte eines Serienmörders interessieren kann, sollte man mal ein
Blick in den Comic werfen. Ich jedenfalls bereue es nicht den Comic gelesen zu
haben und glaube nicht das man Dahmer noch näher kommen kann.
Mein Freund Dahmer von Derf Backderf erschien im April 2013 im WALDE + Graf / Metrolit Verlag und kostet als gebundene Ausgabe 22,99 €. Bei Amazon auch als Kindleversion für 9,99 € verfügbar.
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