Donnerstag, 2. Dezember 2010

Fleisch ist mein Gemüse

Geiler Titel schon mal, gereizt hatte mich der Film aber trotzdem noch nicht, auch wenn ich von dem Buch durchaus schon einiges gehört hatte und zwar nicht gerade Schlechtes! Studio Braun sagte mir bis vor 2 Jahren (meine ich) nichts. Erst als ich Dorfpunks im Theater gesehen hatte, wurden mir diese drei Herren etwas vertrauter. Besonders Heinz Strunk, der die Mutter des Hauptdarstellers spielte überzeugte.
YouTube folgte dann schließlich und in Interviews und Telefonstreichen von Studio Braun kam ich auf den Geschmack. Ich wollte mehr! Bei Amazon lud ich mir schließlich das Hörbuch zu 'Fleisch ist mein Gemüse' runter, den Film fand ich aber leider nicht. Erst als ich Dorfpunks ausleihen wollte fragte ich ob sie diesen Film nicht auch hätten und ich Blindfisch hatte ihn wohl übersehen, denn er war auch da. So kam ich also schließlich zu diesem Film.

SPOILERANFANG
Heinz Stunk lebt in einer Hamburger Spießergegend und vegetiert mit seiner geistig kranken Mutter quasi dahin. Einen Beruf hat er nicht, beim Sozialamt war er nicht, er macht nichts, außerdem hat er sehr starke Akne und meidet daher das Sonnenlicht da ihm seine Pickel peinlich sind. Das hat zur Folge dass er auch ziemlich bleich ist.
Heinzer hat es nicht leicht mit Mama.
Das Schicksal bringt ihn aber zu der Tanzmusikband Tiffany's, Heinz ist zwar nicht sonderlich begeistert von der Musik, dem Outfit oder den Kollegen, aber es bringt gutes Geld und so macht er mit. Mit Tiffanys reist er nun von Dorffest zu Schützenfesten, Hochzeiten und darf dort die Mengen erheitern, besonders ihr Frontmann 'Gurki' sticht bei dieser Truppe mit seinen immer gleichen platten Sprüchen hervor. „Swingtime is good Time, and goodtime is bettertime!“ oder „Denken sie dran: auch Taxis sind Autos.“ sind so sein Standard (nur um mal Beispiele zu nennen).
Die Mutter von Heinz wird jedoch ins Krankenhaus gebracht, nachdem sie nach einem Fenstersturz sich etwas gebrochen hatte, Heinz nutzt die Gunst der Stunde und baut im Wohnzimmer seine Anlagen auf und hat nun ein improvisiertes Tonstudio. Über eine Anzeige findet er Anja mit ihr nimmt er Lieder auf und will ganz groß raus kommen, doch eines Tages zieht Anja weg. Sie ist schwanger und muss/will heiraten. Alles also für die Katz und Heinz hängt weiter bei Tiffany's und im Haus seiner Mutter herum.
Mit Mädchen läuft absolut nichts, die einzigen Frauen in seinem Leben sind seine Mutter, die dicke Nachbarine Rosi und Anja, die nun ja auch nicht mehr ist. Über eine Anzeige versucht Heinz eine neue Sängerin zu finden, doch es kommt nicht eine vernünftige Bewerberin. Nur Jette, die er zuvor schon mal spielen gesehen hatte, würde in Frage kommen, doch die will nicht, weil ihr das 'politische Umfeld' bei Heinz nicht passt.
Gurki in Aktion!
Während eines Auftritts von Tiffany's sollte eigentlich ein Gaststar spielen, dieser hatte vor 6 Jahren ein Nr.1 Hit in England und tingelt nun durch heruntergekommene Kneipen. Beim Auftritt kommt es zu einem Unfall und Heinz bringt den Sänger ins Krankenhaus, als Dank bekommt er von einem ehemaligen Produzenten einige Akkorde von dem Typen und die Zusage das er mit Heinz eine Platte macht wenn dieser eine Sängerin findet und das Lied zu Ende macht.
Sowohl die Mutter, als auch Rosi sind inzwischen verstorben, die Mutter im Hotel, sie konnte nicht mehr nach Hause, da es dort nicht behindertengerecht war, Rosi hingegen hat sich selbst umgebracht, da auch sie unglücklich und einsam war. Heinz bettelt Jette schließlich an mit ihm das Lied aufzunehmen und da sie ihn bei Tiffany's einmal live erleben durfte und da sie auch Geld braucht willigt sie schließlich ein.
Mit Demotape geht es zur Plattenfirma und tatsächlich wird die Single gebracht, zum Schluss tanzen alle zusammen zu dem Lied. Heinz Stunk, also die ältere Version (und der echte) kommt dazu und stellt fest das es doch gar nicht so gewesen sei. Er hatte gar kein Pophit und die Plattenfirma gibt es doch gar nicht. Gurki klärt uns dann noch auf, alle müssen abliefern, und die Hauptsache sei das man geil abliefert!
SPOILERENDE

Geil abgeliefert hat man bei diesem Film definitiv und der heimliche Star des Films ist natürlich Gurki, der sich und seine dummen Sprüche immer feiert. Die Darsteller machen aber alle ihre Sachen gut und Cameoauftritt gibt es auch einige. Heinz Strunk der die Geschichte erzählt ist natürlich da, aber seine Studio Braun Kollegen Rokko Schamoni und Jaques Palminger sind als Schützenkönig und Adjudant auch dabei. Außerdem spielt Klaus Baumgart (der dicke von Klaus und Klaus) einen Betrunkenen der 'An der Nordseeküste' bei einem Fest singt.

Swingtime is good time, and good time is better time!
Unterschiede vom Film zum Buch
Puh, da gibt es eine ganze Menge, der Ablauf der einzelnen Szenen ist schon mal komplett anders, das war so das erste was mir aufgefallen war. Ich denke das dieses Buch einfach unheimlich schwer zu verfilmen ist, es erzählt halt die Zeit von Heinz Strunk als Tanzmusiker, man hat beim Film nun einen roten Faden versucht einzubauen. Dadurch fielen viele Dinge unter den Tisch, wie etwa den letzten Eklat, als Heinz die Bühne mit Fürzen vergaste und dies vom Brautvater bemerkt wurde, was dann beim Fest die Runde machte. Oder die Fips Asmus Szene oder oder oder, da gibt es viel. Andere Sachen wurden jedoch größer gemacht, Rosi zum Beispiel, im Buch wurde sie im zweiten Kapitel erwähnt, im Film als gute Freundin der Familie aufgebauscht. Auch Heinzer an sich verliert viel, im Buch ist er ein wirklich kaputter Typ der depressiv ist und von einer Sucht in die nächste schliddert, im Film bekommt man dies nicht wirklich mit.
Um einen roten Faden zu bekommen strickte man dann noch eine Liebesgeschichte mit ein, Jette kam im Buch gar nicht vor, ebenso natürlich der Schluss mit der Hitsingle und der Plattenfirma nicht.

Machen diese Abweichungen den Film nun schlecht? Ich finde nicht, nur wie am Ende auch gesagt wird, der Film ist Fiktion, in wie weit das Buch das ist kann nur Heinz Strunk sagen, ich kann irgendwie zum Beispiel nicht glauben das die Krankenkasse den Hotelaufenthalt der Mutter über Monate bezahlt. Aber das ist ein anderes Thema. Der Film endet mit dem Lied und der Filmheinz verlässt mit Jette zusammen die Szene, zurück bleibt der echte Heinz Strunk, allein. Sicher eine Andeutung wie es wirklich war.

Die Extras auf der DVD sind ok, wobei bei den Interviews fast keine Hintergrundinfos zu bekommen waren, hier wurde wirklich nur oberflächliches erzählt. „Ich spiele Heinz Strunk und der macht im Film dieses und jenes“ das weiß man auch wenn man den Film gesehen hat. Hier hätte ich mir dann eben etwas mehr Detailwissen gewünscht, was war gut, was schwierig umzusetzen, warum die Szene so und so weiter.

Fazit: Man weiß oft nicht ob man nun lachen soll oder Mitleid haben, der Film bietet beides. In einer Sekunde lacht man in der anderen hat man wieder Mitleid mit dem Versager Heinz Strunk. Der Humor ist speziell und nicht jeder wird drüber lachen können, bei mir trifft er aber ins schwarze. Dadurch kriegt der Film auch 8 von 10 Punkte verliehen. Als Tipp für Leute die den Film gesehen haben und gut fanden ist da natürlich das Buch noch zu empfehlen. Da Heinz Strunk eine sehr angenehme Stimme hat und er durchaus lustig beim lesen ist wird auch das Hörbuch von mir sehr ans interessierte Herz gelegt. Und das er kein Versager ist, beweist er ja auch schon im Film, denn so abgewrackt wie Tiffany's auch war, sie hatten Erfolg mit dem was sie machten und Heinz Strunk hat mit der Darstellerin der Jette das Lied Put it all behind aufgenommen (Sie Gesang er Komponist) und da zweigt er sein Können, denn das Lied ist sehr schön wie ich finde.


Links:



Das Lied wird bei YouTube 'Wings of Love' genannt, das ist Blödsinn, es heißt: Put it all behind. ;)

3 Kommentare:

  1. Hallo mein Lieber!

    Das Buch ist klasse...ich habe so gelacht. Der Film hat mich arg enttäuscht. Leider! Hey...schade das du nicht in Hamburg lebst...gerne hätte ich ein Kumpel, für Kino, für DVD Abende (mit Mc./Burger King). Ich liebe Zombie Filme..und a ja wohl auch! Bussi, :-) LG Björn

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  2. Der Film ist nicht so gut wie das geniale Buch, aber schlecht fand ich ihn nicht. Ich denke das Buch ist schwer zu verfilmen, es besteht ja doch eher aus vielen Einzelepisoden die wenig miteinander zu tun haben.
    Und ich bin zwar auch ein Nordlicht, aber Kiel ist halt doch ein gutes Stück von Hamburg entfernt. Zombiefilme darf ich auch immer alleine schauen. XD

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  3. ich kenne das buch nicht, aber der film ist grosse klasse. eine echte milieustudie. ich bin selbst auch seit 40 jahren amateurmusiker und kann das gezeigte nur unterschreiben! und der song 'put it all behind' ist absolut stark!!! ich höre ihn ständig, und das noch nach jahren!

    gruss micha

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