Dienstag, 25. Januar 2011

Latter Days

Mit Beautiful Thing hatten wir schon einen der schwulen Klassiker im Blog, ‚Sebastian Freundschaft oder Liebe’ zeigte dann eher wie man es nicht macht, kommen wir zum nächsten großen Namen: Latter Days!
Beschäftigt man sich mit schwulen Filmen wird man früher oder später (eher früher) auf diesen Film stoßen und bei Amazon auf überwiegend positive Kritiken. Ob was dran ist lest ihr natürlich hier!

SPOILERANFANG
Christian ist schwul und lebt dies offen in LA aus. Am Abend Party und Sex, Sex, Sex. Im Haus gegenüber ziehen vier neue Bewohner ein, Mormonen Missionare. Diese haben den schwulen natürlich sofort auf dem Kiecker und Christian sie ebenso. Auf der Arbeit, er arbeitet als Kellner im ‚Lilas’ schließt er dann auch eine Wette ab das er einen von denen rum bekommt.
Aaron zieht nach L.A.
Nun heißt es natürlich Kontakt aufnehmen so bestellt er sich zwei der Typen rüber um ihn zu bekehren und Rider und Aaron kommen natürlich auch, auch wenn es schnell Streit gibt. Ein Tag später trifft Christian Aaron aber im Waschsalon wieder und man kommt ins Gespräch und merkt das man sich eigentlich doch mag.
Am nächsten Tag sitzt Aaron vor seinem Haus und Christian kommt nach Hause und reißt sich an einem Ast die Hose kaputt und blutet. Da er kein Blut sehen kann fällt er erstmal um und wird von Aaron verarztet und rein gebracht. Letztlich landen beide auf dem Bett, doch Christian versaut es da er meint das dies natürlich nichts zu bedeuten hätte und nur Sex sei. Etwas was Aaron gar nicht passt, für ihn wäre es sein erstes mal und das sollte nicht nur Sex sein, er wirft Christian Oberflächlichkeit vor und verschwindet wütend, auch über sich, da nun einer Bescheid weiß das er auch schwul ist, etwas was bei Mormonen nicht geduldet wird.
Am nächsten Tag sind Aaron und Rider unterwegs und gehen von Haustür zu Haustür um Leute zu bekehren, am Krankenhaus trifft Aaron Lila, Christian Cheffin und tröstet sie, da sie gerade einen Freund verloren hat, sie gibt ihm ihre Nummer und sagt das er jederzeit in ihrem Laden willkommen sei. Christian hingegen zweifelt an sich selbst und beginnt damit mehr zu tun als nur Party zu machen und zu vögeln, er verteilt nun Essen an Kranke und bedürftige. Zum einen um Aaron das unter die Nase reiben zu können, aber auch um sich selbst zu beweisen dass er nicht nur oberflächlich ist.
Mormonen bei der Arbeit
Abends trifft er Aaron der einen Unfall hatte, Rider sei im Krankenhaus und Christian bringt ihn rein, es kommt zum Kuss, was leider die anderen Mormonen mitbekommen. Christian wird raus geworfen und Aaron wird nach Hause geschickt. Durch Rider erfährt Christian aber wo Aaron ist und fährt ihm nach, da der Flughafen wegen Schneefall gesperrt wurde, nehmen sich beide ein Hotelzimmer und sie poppen schließlich. Danach reden sie noch und auch Aaron merkt das Christian halt nicht der Idiot ist sondern auch eine Geschichte hat. Am nächsten Morgen aber ist Aaron verschwunden, nur seine Taschenuhr hat er vergessen.
Während Christian nun sein Leben weiter lebt, aber unglücklich ist, da er Aaron liebt, aber ansonsten keine Probleme hat, hat Aaron richtig Probleme. Er wird aus der Kirche geworfen und seine Eltern verachten ihn. Während Christian feiert und den Entschluss fasst das er Aaron suchen will, schneidet dieser sich die Pulsadern auf.
Nach endlosem Suchen schafft Christian es endlich und hat Aarons Mutter am Telefon, diese sagt ihm aber das Aaron sich die Pulsadern wegen ihm aufgeschnitten hat und er sich zu Teufel scheren soll. Christian ist natürlich entsetzt und fährt aufs Land zu Aarons Mutter, er entschuldigt sich bei ihr und fährt zurück. Aaron ist aber nicht tot, er hat überlebt und wurde von seinen Eltern in Camp gesteckt wo man aus ihm einen ‚normalen Menschen’ machen soll. Als er mit der Zahnbürste da den Boden schrubbt sieht er im Fernsehen einem Musikvideo, von Christians bester Freundin, diese hat ein Lied mit Zeilen aus dessen Tagebuch, ohne sein Wissen geschrieben. Aaron haut aus der Anstalt ab und fährt zurück nach LA. Hier denkt er zuerst das Christian einen neuen Freund hat, da ein Fremder bei ihm die Tür öffnet, er weiß nicht das Christian umgezogen ist. Er erinnert sich aber an Lila und geht da hin, da er sonst nicht wüsste was er machen soll, hier trifft er natürlich auf Christian der ihm sofort um den Hals fällt. Aber so was von Happy End!
SPOILERENDE

Eine Wette dass man jemanden rum kriegt der als unnahbar gilt, das kennt man doch irgendwoher? Was wie ein schwuler Abklatsch von ‚Eiskalte Engel’ beginnt entfernt sich zum Glück ziemlich schnell von diesem Thema. Auch wenn diese Wette noch erwähnt wird steht sie in keiner Sekunde zwischen Aaron und Christian. Es kommt mir so vor als wenn der Drehbuchautor das Thema selbst aus den Augen verloren hat und es später wieder einflechtet auch wenn es nur beim Telefongespräch mit Aarons Mutter noch mal Erwähnung findet. Sei es drum, denn Eiskalte Engel in schwul braucht kein Mensch, von daher gut das der Film schnell eine andere Richtung einschlägt und die Wette nur dazu nutzt das sich die beiden kennen lernen.
Das der Film ein Independantfilm ist, sieht man ihm schon an am Anfang sieht die Filmqualität schon etwas billig aus, aber man gewöhnt sich seltsamerweise schnell dran, so dass dies später gar nicht mehr auffällt. Sicher ein Verdienst der zwei Hauptdarsteller die ihre Sache ziemlich gut machen, auch die Nebenfiguren sind gut besetzt mit zwei Ausnahmen. Der Aids-Patient sieht ziemlich geschminkt aus und eine übertriebene Synchronstimme hilft der Glaubwürdigkeit dieser Figur nicht und als zweites Lila, die Restaurantbesitzerin. Es ist gar nicht mal die Schauspielerin die diese Figur versaut sondern die Figur an sich ist einfach extrem eindimensional angelegt. Man merkt einfach die ganze Zeit das da nicht mehr dahinter steckt, immer freundlich, immer nett, immer die richtigen Worte und ein Herz für alles und jeden. Zuviel des Guten würde ich sagen, kleiner Minuspunkt.
Kommen wir zurück zu den bekannteren Darstellern, wobei wirklich bekannt ist hier nur eine Nebenrolle und das ist Joseph Gordon-Levitt, der die Rolle von Rider spielt. Macht er gut, er ist irgendwie ein Arsch, sorgt für ein zwei Lacher und irgendwie mag man ihn trotzdem.

*rrrrrrrrr* muss man mehr sagen?
Der eigentliche Star des Films ist aber Steve Sandvoss als Aaron, er stielt Wes Ramsey, der den Christian spielt, komplett die Show. Sicher auch weil die Rolle sehr viel tiefgründiger ist als die der Partytucke, denn man kann mit Aaron wirklich mitfühlen und das kann sich Herr Sandvoss auf die Fahne schreiben.
Jedoch kann Steve selbst nichts mit Homosexualität anfangen, ist ja nicht schlimm, aber für ihn war es eben nur eine Rolle. Mehr nicht, im Interview meinte er dass der Film kein schwuler Film sei, sondern ein einfacher Liebesfilm, könnte man eigentlich so unterschreiben, aber Sandvoss soll wohl in weiteren Interviews noch ein wenig mehr nach getreten haben was Homosexualität betrifft. Ich konnte hierzu jedoch keine Quelle im Internet finden, vielleicht nur ein Gerücht, vielleicht aber auch nicht.

Der Film hat viele religiöse Anspielungen und spielt gerne mit Schicksal oder Bestimmung, es gibt immer wiederkehrende Details, etwa der Schneesturm der sie zwingt auf dem Flughafen zu bleiben und das Christian in einem solchen fast mal umgekommen wäre. Für mich hier und da auch etwas zuviel, etwa das Christian beim nachtelefonieren auf dem Zettel Zahlen kritzelt und dies zufällig dann Aarons Nummer ist, wie er dann feststellt.
Wirklich heikel ist aber die Mormonensache, denn die haben sich über den Film wirklich aufgeregt und protestierten sogar vor dem Kino. Mormonen sind nicht schwul ihrer Ansicht nach und ihre Gemeinschaft kommt nicht gut weg. Einer der Mormonenbrüder bemerkte zum Beispiel das er die Zeit endlich rum haben will um nach Hause zu können um seine Freundin zu heiraten um endlich Sex zu haben, da er sich hier nicht mal in Ruhe einen runter holen könne. Das sind natürlich Aussagen die Mormonen verärgern, das ihre Jugend eher Sex als den Glauben in Vordergrund stellt. Durch ihre Proteste erreichten die Mormonen aber nur eines, nämlich das der Film viel besser durch die Medien ging und dadurch um einiges bekannter wurde, schonen Dank also an die Mormonen, wer weiß ob wir den Film sonst in Deutschland zu sehen bekommen hätten. XD

Beautiful Thing vs. Latter Days
Vergleicht man nun die Filme auf dem Blog untereinander und besonders natürlich Beautiful Thing mit Latter Days, ist eigentlich klar dass Beautiful Thing der realistischere Film ist. Von der Story als auch von den Darstellern. Klar in beiden Filmen mag ich die Schauspieler, bei Beautiful Thing wirken sie aber etwas realer, mehr aus dem Leben da man nicht auf Leute gesetzt hat die auch durchaus als Fotomodelle Arbeit finden könnten. Das ist bei Latter Days so, dieser Film bietet sehr viel mehr für das Auge als der andere. Durchtrainierte Körper, viel mehr Sex und eine recht lange Szene wo die beiden Hauptdarsteller nackt im Bett liegen und sich unterhalten (ich schätze hier wollte man das Schwulepublikum an der Stange halten, denn selbst bei so einer Szene mit viel Text bleibt man dank netter, nackter Ansichten dran).
Welches ist nun aber der bessere Film? Für mich Beautiful Thing, lustigerweise habe ich Latter Days öfter gesehen. Latter Days ist halt DER schnulzige Liebesfilm, Beautiful Thing ist auch ein Liebesfilm, aber hier steht das Thema Coming Out viel mehr im Vordergrund als bei Latter Days. Aber wenn ihr schwule filme mögt, kauft euch einfach beide, ich hab es jedenfalls nicht bereut und gerade Latter Days ist ein Film den ich noch nie im Fernsehen gesehen habe und beide Filme habe ich auch noch nie in einer Videothek gesehen, also kaufen und glücklich sein. Selbst wenn sie euch nicht gefallen würde man die Filme noch für gutes Geld bei Ebay wieder verticken können, ist mit schwulen filmen so das viele zu feige sind sich das im Laden zu bestellen, dann lieber anonym im Internet.

Fazit: Es gibt zwei Personengruppen die diesen Film mit unterschiedlichen Augen sehen werden: Gruppe 1 sind Schwule, Gruppe 2 – der Rest der Welt. Ich gehöre zur ersten Gruppe und finde Latter Days wirklich toll und gelungen, aber ich weiß auch das der Film schon arg kitschig ist und wenn ich einen Hetenliebesfilm sehe weiß ich das ich mich furchtbar langweile und den Film scheiße finde. Ich glaube so wird es vielen Zuschauern auch gehen die nichts für Liebesfilme über haben oder nicht schwul sind. Das hat dann nichts mit Homofeindlichkeit zu tun sondern einfach mit Geschmack. Man sollte also nicht mit seinem besten Heterofreund sich Latter Days anschauen, er wird es blöde finden.
Ich hingegen finde den Film in seiner schnulzigen Art schon schön und gebe ihm 9 von 10 Punkten. Die Darsteller machen ihre Sache zum großen Teil sehr gut, der Soundtrack ist toll, nur hier und da hat man es etwas mit der Vorbestimmung übertrieben, macht mir aber wenig aus, ich schau den Film trotzdem sehr gerne an.

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