Freitag, 12. November 2010

Beautiful Thing - Die erste Liebe


Bei den Comicverflimungen hab ich erst eine einzige und zwar Kick Ass und das obwohl ich Comicjunkie bin! Außerdem bin ich schwul, trotzdem habe ich noch nicht einen schwulen Film beschrieben. Irgendwas läuft hier falsch… Aber es liegt ja an mir das zu ändern, ich habe bei Filmen mit schwuler Thematik nur einige Probleme. Die meisten sind eher durchschnittlich bis mies, außerdem würde ich diese Filme gerne in ein Label packen, weiß aber nicht wie ich das nennen soll. Queer Cinema? Q-TV?  Gaymovie? Schwule Filme? Das klingt irgendwie alles blöde oder nach Porno, wenn jemand da was weiß her mit den Vorschlägen.
Kommen wir aber zum eigentlichen Film, Beautiful Thing habe ich vor ewigen Zeiten mal auf einem dritten Programm im Nachtprogramm gesehen. War der erste Kontakt für mich mit Coming Out Filmen und daher wollte ich auch gerne diesen zuerst hier auf dem Blog erwähnen. Also genug der Vorworte los geht es mit der Zusammenfassung:

SPOILERANFANG
Jamie ist ne arme Wurst, er ist nicht sonderlich schön und sportlich und die anderen Jungs ärgern und schlagen ihn gerne. Zu Hause ist es ähnlich trist, er wohnt in einer Londoner Plattenbau Siedlung mit seiner Mutter zusammen. Sie hat oft neue Liebhaber, aktuell Tony, Jamie vermutet sie hat den Maler nur weil das Wohnzimmer mal wieder einen Anstrich braucht. Rechts von Jamie wohnt Mama Cass Fan Liah mit ihrer Mutter, Liah ist oft auf Drogen und immer etwas wirr, links in der Wohnung wohnt sein Schulkamerad Ste mit seinem älteren Bruder und seinem jähzornigen und oft besoffenem Vater.
Sandra, Jamies Mutter, arbeitet in einer Bar, aber was bis auf sie noch keiner weiß, sie hat durchaus die Chance beruflich weiter zu kommen. Eine eigene Bar als Geschäftsführerin, mit drüber liegender Wohnung, das wäre es, leider verläuft das Vorstellungsgespräch nicht so gut.
Jamie hat andere Probleme, er merkt das er wohl anders ist als die anderen Jungen, aber auch Steven hat es nicht leicht. Durch Liahs Schuld brennt das Abendsessen an, was er zubereiten sollte, so zwingt ihn sein Vater alles zu essen. Sein Bruder bemerkt außerdem das was von seinem Stoff fehlt so kriegt Ste gleich noch eines aufs Fressbrett. Sandra nimmt den unglücklichen Jungen die Nacht über bei sich auf, auch wenn das heißt das das Ste bei Jamie mit im Bett schlafen muss. Die beiden quatschen ein bisschen, mehr passiert aber nicht, erst am nächsten Morgen gibt es Ärger, weil Sandra recht trampelig ein paar blöde Sprüche über Stes Vater bzw. die Prügelei macht.
In der Schule ist alles beim alten und Ste geht abends mit Vater und Bruder zum boxen, auf dem Nachhauseweg provoziert Stes Bruder ihn und Ste wird von Bruder und Vater verkloppt. Sandra findet den Jungen weinend auf der Treppe vorm Haus sitzend vor und nimmt ihn wieder mit zu sich.
Mehr als nur Freunde?
Ste ist ziemlich aufgelöst und Jamie will ihm was Gutes tun, er schlägt vor ihm den Rücken mit Lotion einzureiben. Danach blockt Ste  Jamie ziemlich schroff aber ab, mehr will er nicht. Er erfüllt dann aber doch Jamies Wunsch das sie richtig nebeneinander liegen und nicht wie bisher Füße an Kopf. Nach kurzem zögern macht er das schließlich, das reicht aber Jamie noch nicht es kommt zum ersten Kuss und noch ein wenig mehr. Am nächsten Morgen liegen beide nackt im Bett.
Am nächsten Abend, bei einer Party gesteht Jamie Ste das er sich in ihn verguckt hat. Auch Liah weiß was los ist und plaudert das lustig und laut aus, da die Wände dünn sind konnte sie wohl hören was abends in Jamies Zimmer los war. Leider auch Stes Bruder, aber Liah hatte beide in Schutz genommen. Ste und Jamie kommen sich immer näher und am nächsten Tag wollen sie mal ins Gloster, einer Schwulenbar. Doch auch Sandra kriegt was mit und folgt Jamie bis zur Bar. Als er nach Hause kommt stellt sie ihn zur Rede, was für beide mit vielen Tränen endet. Doch die Nacht ist nicht zu Ende, Liah ist mal wieder high und dröhnt mit Mama Cass Musik durchs Haus. Während Tony versucht Liah von der Balkonbrüstung weg zu bekommen steckt Jamie Ste, der auch durch den Krach raus gekommen ist, das Sandra bescheid weiß. Auch für Ste bricht eine Welt zusammen. Er ist sich sicher das sein Vater ihn tot schlägt wenn er erfährt das sein Sohn schwul ist. Aber Sandra hat nicht vor es Stes Vater zu sagen. Außerdem hat sie, wie sie heute erfahren hat die Stelle in der Bar bekommen, sie ziehen eh bald in einen anderen Teil von London.
Einige Tage später ist es dann die ganze Sache nur noch halb so schlimm, Jamie geht, seiner Mutter gegenüber offen um und er und Ste wollen wieder in den Club abends, Liah will auch mal mit. Es kommt zur Schlussszene wo beide, als Stes Vater zur Arbeit ist, auf dem Innenhof eng umschlungen, vor den Nachbarn tanzen. Sandra und Liah machen schließlich mit, während Jamies Mutter wie ein Adler über ihre Brut wacht kümmern sich Jamie und Ste nicht um die Nachbarn.
SPOILERENDE

Ste muss bei Jamie schlafen...
Was für ein Schluss, mit dem Lied ‚Dream a little dream’ von den Mamas and the Papas endet ‚Beautiful Thing’ tanzend und wunderschön. Mit Sicherheit eine der prägendsten Szenen des Films, wobei es davon viele gibt. Viele Dialoge und Szenen sind sehr einprägsam, sicher auch durch die musikalische Untermalung von vielen Liedern die Mama Cass gesungen hat. Der Sound Track verleiht dem ganzen Film eine wunderbare Leichtigkeit.
Die Darsteller sind nicht wie in vielen anderen Filmen zum Thema durchtrainierte Modeltypen sondern sehen ganz normal aus. Klischees werden weitestgehend umgangen, Emotionen wirken echt, ihr seht ich komme aus dem positiven kaum raus. Einzig Liah wirkt im Film oft etwas überzogen, wobei ich ihr Outing als Lesbe am Ende des Films nicht ernst nehme.
Das Ende an sich ist ziemlich offen, bleiben sie zusammen nach dem Umzug? Man weiß es nicht, ist auch nicht so entscheidend, diese letzte Szene soll übrigens vor echten Passanten gedreht worden sein. Die Reaktionen der Leute, sei es nun neugierig, abwertend oder aber das ganze veralbernd (die Palette wird hier geboten) sind also echte Reaktionen.

Man merkt dem Film an das man hier eigentlich ein Theaterstück hat, das ganze geschehen kann man theoretisch auf zwei Wohnungen beschränken. Auch das tut dem Film aber nichts, da es hier ja nicht um die Kulisse sondern um die Charakter geht und die werden gut dargestellt. Beide Hauptdarsteller sind im echten Leben übrigens nicht schwul und hatten nach diesem Film auch keine wirklich großen Rollen mehr (bisher).

Noch etwas was man erwähnen kann ist sicher die Tatsache das dieser Film im englischen Fernsehen der erste war der einen gleichgeschlechtlichen Kuss zeigte, dies hatte einige Proteste zur Folge. Heute zuckt man eher mit den Schultern, da der Film eher harmlos ist. Man sieht zwar 1-2x Stes Hintern und zwei- drei Küsse, aber mehr als Händchenhalten ist eigentlich nicht. Will man Sexszenen und nackte, verschwitzte Körper muss man ein Porno sehen und nicht diesen Film, hier geht es mehr um Gefühle. Da gehört Sex mit Sicherheit zu, muss aber nicht gezeigt werden, so wie es gemacht wurde ist es schon ideal, nicht zu viel und nicht zu wenig.

Fazit: Bei Matrix sprach ich davon das ein Film wirklich Einfluss haben muss damit er eine 10 verdient. Er muss andere Filme beeinflussen und auch in Jahren noch gut sein. Nun für mich ist Beautiful Thing der beste Film in diesem Bereich, andere Filme mit schwulem Inhalt müssen sich hier dran messen lassen. Einen schöneren, schwulen Liebesfilm habe ich bisher noch nicht gesehen. Darsteller stimmen, Musik stimmt, Atmosphäre ebenfalls. Nur Liah ist ein minimaler Negativpunkt, aber die Figur schafft es eben auch nicht den Film in irgendeiner Weise zu ruinieren, ich denke das man bei einem Theaterstück die Figur ein wenig zur Auflockerung gebraucht hat. Trotz Liah kriegt der Film von mir volle Punktzahl, also 10 von 10 Punkten, ich habe bisher noch niemanden gehört der den Film scheiße fand. Es ist ein Liebesfilm und mehr nicht und in dieser Kategorie bekommt man große Gefühle geboten. Ich kann ihn mir immer wieder ansehen ohne das er langweilig wird, ein absoluter Pflichtkauf für jede schwule DVD Sammlung (und natürlich auch für jeden der gute Filme mag)!


Links:


Als letztes noch ein Clip mit der Endszene, zu schön und toller Schluss!

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