Sonntag, 5. Oktober 2014

Beautiful Love

Ein Herbstabend und ich hab einen schwulen Liebesfilm im DVD Player, kann doch eigentlich nichts schief gehen, ich erwartete einen seichten Coming Out Film, auf dem Cover wurde geworben mit Beautiful Thing meets Romeo und Julia. Dazu ein gutaussehender Hauptdarsteller. Alles perfekt dachte ich und dann kam der Film… Gefunden habe ich den Film bei Media Markt, was selten ist, Filme die in der Originalsprache mit Untertitel sind, sind für gewöhnlich nicht im Großhandel zu kriegen. Hatte vorher auch noch nie was von dem gehört, aber da er ansprechend aussah griff ich einfach mal zu.

SPOILERANFANG
Es sind die 90er Jahre, eine Zeit in der noch nicht jeder immer erreichbar war und ein Handy hatte und in dem es noch kein Internet oder DVDs gab. Hier lernen wir Mike kennen, er hat keine Bilderbuchfamilie, aber eigentlich geht es ihm gut. Er lebt bei seiner Mutter, hat aber noch guten Kontakt zu seinem Vater. Jedoch verstehen sich die Eltern halt nicht mehr und Mike hatte auch mal einen Bruder der in Kindesalter bei einem Unfall starb.
Der neue Will, verdreht Mike den Kopf
Einer neuer ist an der Schule, William, genannt Will, ähnlich wie Mike ist er ein Einzelgänger und als in der Klasse das Thema Romeo und Julia dran ist gibt es die Aufgabe dass jedes Team bis zum Ende der Stufe einen Beitrag zum Thema machen muss, wie der aussieht bleibt den Schülern selbst überlassen, er ist jedoch wichtig für die Note. Alle haben einen Partner und Will und Mike bleiben über und müssen so zusammen sich etwas überlegen. Da Will eine Videokamera hat und damit schon kleine Filmchen gedreht hat beschließen sie es halt als Film umzusetzen jedoch nicht normal sondern mit Horrorfiguren. Romeo und Julia als Frankensteins Monster und Wolfsmensch. Bei den Dreharbeiten lernen sich die beiden besser kennen und werden Freunde.
Hier sieht man dass auch Will keine gute Familie hat, er ist her gezogen um näher bei seiner Mutter zu sein die auf einer Behidnertenstation lebt, da sie einen Hirnschaden erlitten hat und nun kaum noch etwas von ihrer Umwelt wahr nimmt, sein Vater ist ein Säufer der zwar arbeitet, aber die Hausarbeit Will überlässt und ihn verprügelt wenn etwas nicht so läuft wie er es will.
Unzertrennlich?
Mike arbeitet bei einer Videothek wo er gekündigt wird, zu Unrecht, er heulte sich natürlich bei Will aus, mit dem er jede freie Minute verbringt, als sie zu einer Party gehen wollen wird Will rausgeschmissen, man kennt ihn nicht und was will der hier? Mike lässt seinen Freund nicht hängen und verlässt mit ihm die Party beide gehen Nachts in die Schwimmhalle, da Mike hier Kinderschwimmen mal geleitet hat wusste er wo der Schlüssel ist und beide sind allein. Es kommt im Wasser zum ersten Kuss, doch Will ergreift die Flucht, nicht weil er Mike nicht mag, sondern im Gegenteil, er fand es schön. Beide raufen sich zusammen und werden schließlich ein Paar. Die Tage werden schön für beide, für Will gibt es endlich etwas in seinem Leben auf das er sich freut und auch Mike schwebt auf Wolke 7 und die Arbeiten an ihrem Projekt laufen auch gut. Das Ende des Schuljahre ist nahe und es gibt einen Tanzabend, Mike will nicht mit irgendeiner Tussi dahin, er will mit Will gehen, doch der sträubt sich, es kommt zum Streit und beide gehen einzeln mit Klassenkameradinnen hin und reden kein Wort mehr miteinander. Doch Will entschuldigt sich bei Mike schließlich und der verzeiht ihm, Will hat Angst vor den Reaktionen und will nicht allein sein, er ist einfach nicht so weit. Hinter einem Vorhang auf einem Flur wo sie niemand sieht, tanzen beide zur Musik, na ja fast niemand sieht sie, nur ihre Lehrerin die aber nichts sagt und lächelnd geht.
Doch während der Feier ruft Mikes alter Arbeitgeber bei Mikes Mutter an, hier erfährt sie dass er aus dem Job geflogen ist und dass er noch Videos hätte die er zurückgeben soll. Auf der Suche nach den Videos schaut die Mutter in den herumliegenden Kassetten rein und sieht wie Will und Mike sich küssen. Das gibt ein Donnerwetter als Mike nach Hause kommt, na ch dem Motto: Was hab ich falsch gemacht!?
Besonders tragisch ist es jedoch dass Mike Mutter auch Wills Vater angerufen hat, als Mike das hört läuft er sofort zu Will. Dieser hat sich mit seinem Vater inzwischen aber schon geprügelt, wobei Will jedoch gewonnen hat und weglaufen konnte. Mike baut ihn auf und Will gesteht ihm dass seine Mutter nicht wegen irgendeiner Krankheit im Sanatorium ist sondern weil sein Vater sie so lange geschlagen hatte bis sie einen Hirnschaden hatte. Sie gehen zu Wills geheimen Platz, ein Baum am Fluss, sie gestehen sich ihre Liebe nochmal und schlafen ein. Am nächsten Morgen wacht Mike auf und findet Will, der sich an dem Baum erhängt hat.
Endlich ungestört...
Mikes Mutter findet sich mit der Homosexualität ihres Sohnes ab und spendet Trost und auch sein Vater hat kein Problem damit als sich Mike vor ihm outet. An der Schule entschuldigt sich einer der Jungs bei Mike die ihn immer Schwuchtel genannt hatten, er wollte nicht dass irgendwer stirbt. Das Projekt ist zu Ende es sind einige Wochen vergangen und alle haben einen Beitrag zu Romeo und Julia geleistet, was Mike nicht wusste war dass Will ihren schon abgegeben hatte. Die Lehrerin zeigt Will den Film und sagt das er natürlich bestanden hat, sie aber verstehen kann wenn er nicht will das der Film vor der Klasse gezeigt wird. Will hatte ihn so geschnitten dass viele Private Szenen drauf sind, auch wie sie sich richtig küssen. Mike der erst geschockt ist entscheidet sich aber dafür den Film zu zeigen.
SPOILERENDE

Der Film hat das Zeug zum schwulen Klassiker, Tristan Barr spielt Mike und ist nicht der typische Schönling. Will wird von Lucas Lineham gespielt, der schon gut aussieht und beide überzeugen völlig in ihren Rollen. Man nimmt beiden ihr Schicksal ab, besonders Lineham der den familiären Druck hat ist großartig! Da beide noch recht jung sind hat man bisher noch nicht viel von ihnen gehört und auch der Rest der Darsteller ist eher unbekannt.
Mike und Will genießen ihre Zeit
Der Film ist noch nicht alt, Ende Januar 2014 kam er auf DVD in Deutschland raus, Premiere hatte der australische Film in Melbourne im März 2013. Der Film ist autobiografisch, ist als so ähnlich passiert. Im Original heißt der Film Monster Pies, also Monsterkuchen, der Titel erklärt sich im Film, wo Mike erzählt er hätte früher mit seinem Bruder immer Monsterkuchen gebacken. Sie hatten immer Angst dass Monster im Garten wären und ihnen Kuchen gebacken aus allem was sie im Garten finden konnten. Die sollten dann die Monster in der Nacht essen damit sie satt wären und nicht sie essen würden. Dem Titel und dem Film traute man in Deutschland wohl wenig zu, so gab es keine Synchronisation sondern nur einen Untertitel und man änderte den Titel in Beautiful Love, der wohl nicht ganz zufällig an Beautiful Thing erinnert, der auf dem Genregebiet sehr erfolgreich war.
Auch wenn man kein gutes englisch spricht, ich mit meinem Schulenglisch brauchte den Untertitel kaum. Der hier und da etwas fragwürdig war. Auch wenn man I’m fine mit „Ausgezeichnet“ übersetzen kann, war bei der ersten Nacht als sie zusammen sich das Zimmer teilten das doch eher als ‚es ist ok (lass mich nun schlafen)‘ zu verstehen auch eine Art „Herrgott!“ wurde mit „Mensch Meier“ übersetzt. Na ja gibt schlimmeres.

Ja so ähnlich sah meine Schulzeit auch aus...

Fazit: Ein Film der einen etwas deprimiert zurück lässt. Ich hatte einen Liebesfilm erwartet und ein Drama bekommen und was für eines. Warum können schwule Filme nicht mal gut ausgehen? Klar muss es Probleme geben, aber was am Ende mit Will geschieht ist für mich einfach zu viel. Aber der Film soll autobiografisch sein, vielleicht geht es deshalb nicht anders. Man bekommt in den ersten 50 Minuten einen wunderschönen Liebesfilm geboten und freut sich für die beiden Jungs die trotz aller Umstände zueinanderfinden. Als beide am Baum einschlafen hätte Schluss sein sollen für mich. Naja aber es ist wie es ist und vielleicht wäre der Film ohne dieses Ende zu seicht geraten so bleibt er wirklich im Kopf und macht betroffen. Die Darsteller waren alle gut, besonders Will konnte mich überzeugen.
Wer hier eine Wixvorlage vermutet wird allerdings enttäuscht werden, es gibt eine Szene wo beide im Bett liegen und man mal einen Hintern sieht, dies ist die einzige Szene im Film die tatsächlich stört oder eher unnötig ist. Wer jedoch Dramas mag sollte unbedingt einen Blick riskieren, auch wenn ich etwas anderes erwartet hatte, war ich positiv überrascht, ein Film der mich noch länger Beschäftigt hat, mit schönen Darstellern in schönen Bildern. 9 von 10 möglichen Punkten.

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