Montag, 10. November 2014

Freier Fall

Gestern angekündigt, heute ist es dann so weit. Bei Freier Fall war ich sogar im Kino! Ich musste ganz nach Hamburg für den Film damals fahren, der lief in Kiel erst nicht und als er lief dann um 18 Uhr und da konnte ich nicht. Der Kinobesuch in Hamburg war ein Desaster, nicht wegen dem Film, sondern wegen der Tucke zwei Reihen hinter uns. Wie ein Audiokommentar wurde jede Szene mit einem blöden Spruch belegt und nicht im 2 Minutentakt oder so, sondern wirklich ständig. Auch weil das nicht irgendwie was sinnvolles war sondern wirklich pubertärer Blödsinn was der Vollidiot von sich gegeben hat und der war geschätzte 50. Ja er ist schwul, aber muss er es wirklich den ganzen Film über jedem unter die Nase reiben und den Film dadurch verderben?
Jetzt hab ich die Blu-Ray zu Hause und kann in aller Stille den Film genießen. Übrigens, der Film läuft am 17.11.2014 in SWR um 20:15 Uhr ich glaube das ist die Free TV Premiere. Wer den Film noch nicht gesehen hat sollte sich das Datum merken.

SPOILERANFANG
Marc ist Polizist, Anfang/Mitte 30 und alles ist schön spießig. Er wohnt mit seiner Frau in einem halben Haus, nebenan wohnen seine Eltern. So könnte es wohl weiter gehen bis Marc stirbt, doch er lernt auf einer Fortbildung Kay kennen. Kay ist frech, hält sich nicht gern an Regel und provoziert auch gerne, doch er hilft Marc auch, der Probleme mit der Kondition hat und die Lauftests nicht besteht. Kay tarnt es erst als Scherz als er Marc beim kiffen küsst, doch letztlich kommt es am anderen Tag beim laufen im Wald zum richtigen Kuss und Kay holt Marc einen runter.
Das Familienidyll ein Traum oder doch eher Alptraum?
Das gesamte Weltbild gerät für Marc aus den Fugen und zu allem Überfluss wird Kay zu Marcs Einheit versetzt. Marc geht auf Abstand, doch Kay bietet ihm weiteres „Lauftraining“ an. Nach kurzem zögern treffen sie sich im Wald und haben das erste mal richtigen Sex. Aus dem einmal wird eine Affäre und Marc bekommt sogar den Schlüssel für Kays Wohnung.
Doch es gibt noch ein zweites Leben was Marc führt, dass des liebenden Ehemannes und das gerät nun durch Kay mächtig ins wanken. Marc hat keinen Sex mehr mit seiner Frau ‚wegen dem Kind‘, verhält sich aber auch sonst seltsam. Natürlich merkt Marcs Frau dass da was im Busch ist und vermutet erst eine andere Frau. Dann fällt ihr auf dass Marc seltsam viel Zeit mit dem neuen, den er doch gar nicht mag verbringt. Marc zerstreut die Verdächtigungen, niemand anders läuft sondst mit ihm, da bleibt ja nur Kay. Dann kommt das Kind zu Welt, Marc geht auf Abstand zu Kay. Seine Familie steht nun an Nummer eins, als Kay ihn fragt wie lange er noch das Versteckspiel spielen will, da Marc schwul ist, kriegt Kai eins in die Fresse. Dann fliegt auch noch Kay bei den Kollegen auf, bei einer Razzia im Schwulenclub wurde er aufgegriffen. Nun wissen alle dass er schwul ist und Marc versteht nicht was das soll, denn die Razzia stand seit Wochen auf dem Plan, Kay wusste davon. Marc stellt ihn in dessen Wohnung zur Rede und fragt ihn auch ob er noch mit anderen schläft, das versteht nun wieder Kay nicht. Bei Marc dreht sich alles nur um ihn, er will eine Familie haben und Kay und das geht nun mal nicht.
Kay zieht Marc quasi magisch an
Auf der Arbeit wird Kay nun provoziert und er wehrt sich, obwohl er keine Schuld hat kriegt er den Anschiss denn die Kollegen halten natürlich zusammen. Auch Marc hat im Reflex von Kay eine bekommen. Im Krankenhaus laufen sie sich über den Weg und Kay entschuldigt sich und gibt Marc einen Kuss, der fordert einen richtigen Kuss ein und genau in dem Moment kommt Marcs Mutter um die Ecke und sieht die Szene. Bei der offiziellen Einweihungsparty von der Wohnung von Marc und seiner Frau kommt auch Kay, Marcs Eltern reden ihm ins Gewissen dass er ihren Sohn in Ruhe lassen soll. Marc geht dazwischen und schickt Kay weg. Am nächsten Tag geht er zu dessen Wohnung und stellt fest dass Kay verprügelt wurde, von einem Kollegen, er rät ihm sich wieder versetzen zu lassen. Zu Hause wartet der nächste Hammer, seine Frau zieht aus und bringt Marc dazu endlich die Wahrheit zu sagen. Ab jetzt fliegt Marc sein Leben um die Ohren, seine Frau zieht aus und Kay zieht weg, ohne was zu sagen. Auch auf der Arbeit lässt sich Kay versetzen und als dann noch ein blöder Spruch von dem Trottel kommt der Kay verprügelt hat setzt auch Marc auf Provokation und kriegt Prügel ab.  Der Gruppenführer geht dazwischen, aber auch hier wissen nun alle was mit Marc los ist. Er trennt sich von seiner Frau, die Fortbildung geht weiter, auch hier ist Kay nicht mehr dabei, Marc ist nun gut im Laufen und läuft schneller als die anderen.
SPOILERENDE

Kommen wir zu den Schauspielern, die Hauptfigur Marc wird von Hanno Koffler gespielt. Nach Sommersturm ist dies seine zweite schwule Rolle und soweit ich weiß ist er wohl im Film Coming in auch wieder in so einer Rolle besetzt worden. Scheint ihm wohl Spaß zu machen. Kay wird von Max Riemelt gespielt, ihn kennt man aus Filmen wie Die Welle, Napola oder Mädchen, Mädchen. Katharina Schüttler ist auch keine Unbekannte, sie war bei Oh, Boy, Schutzengel oder What a Man.

Ja sorry, das muss sein. :D
Fazit: Der Film zeigt wunderbar was Lügen anrichten, was passiert wenn man mit Gefühlen spielt, denn alle sind Verlierer. Marc hat gar nichts mehr und in dem Punkt ist der Film konsequent. Dadurch haben wir aber auch ein so offenes Ende und das kann einen schon auf die Nerven gehen. Wieder ein Film der sich um Schwule dreht und wo man kein Happy End serviert bekommt. Das ist einfach schade. Es muss ja kein Überhappyend sein, es hätte gereicht wenn Kay bei der Fortbildung dabei gewesen wäre, ein Bild und man hätte auch ein offenes Ende, was wenigstens irgendwie positiv ist.
Der zweite Kritikpunkt ist das Verhalten, Marc verhält sich im Film so offensichtlich falsch. Wenn sein Telefon klingelt und er dran geht, auffällig den Raum verlässt und flüstert ‚Ich kann jetzt nicht reden…‘. Gaaaanz unauffällig. Wenn er schon ein Doppelleben führt hätte er Kay doch ganz einfach als neuen Kumpel bei seiner Frau etablieren können. Keine Heimlichtuerei, „Ich geh mit Kay laufen, ich geh mit Kay was trinken, ich brauch das um mich nicht so eingeengt zu fühlen“. Und auch Kay der sich selbst zwangsoutet, der zu Marcs Party geht obwohl er wissen müsste was da los ist. Das sind so Sachen die mir nicht schmecken, aber sicher den Film weiter bringen.
Gestern ein nackter Kostja Ullmann heute
Max Riemelt, mach ich das extra? 
Was aber wirklich positiv ist sind alle Darsteller, besonders die drei Hauptdarsteller. Hanno Koffler und Max Riemelt geben alles um ein glaubhaftes Liebespaar abzugeben und das tun sie. Das sind keine Filmküsse die sie da machen, da wird echt geküsst und das gibt dem Film ne ziemliche Autensität die von dem Idioten im Kino hinter mit „Softporno“ kommentiert wurde. Der Film hat tatsächlich Sexszenen drin, jedoch sind diese immer zur Verdeutlichung gedacht, ich denke hätte man den Sex nur angedeutet, würde tatsächlich dem Film ein Stück Echtheit fehlen, so zeigt man etwas was wirklich real rüber kommt und mich fast wundert dass hier ein FSK 12 gegeben wurde immerhin gibt es hier die Hauptdarsteller komplett nackt zu sehen. Auch schön ist dass der Film Klischees auslässt, es gibt keine Tucke im Film, sondern einfach zwei normale Männer, die sich einfach verlieben.
Die dritte im Bund ist Katharina Schüttler die Marc Ehefrau spielt und auch sie macht ihre Sache wirklich großartig. Denn es geht in diesem Drama nicht um das Liebespaar Kay und Marc, es geht um Marcs Leben dass sich plötzlich im freien Fall befindet. Sie zeigt auf wie man sich fühlt wenn man plötzlich erkennen muss dass der Mensch den man eben noch geliebt hat jemand ganz anderes ist als man dachte, der treffenste Satz im Film ist da dann tatsächlich „Ich kann noch nicht mal richtig eifersüchtig sein!“ Auch hier wird toll gezeigt welch Tragödie auch für sie stattfindet. Auch wenn mich das Ende ärgert, Freier Fall ist kein Liebesfilm, sondern ein Drama und daher muss man den Film dann auch als ein solches bewerten. Wäre hier und da das Verhalten der Figuren im Film glaubhafter hätte ich fast ne 10 gegeben, das es nicht 8 Punkte werden haben die Darsteller sich einfach erspielt, die einem das Verhalten der Figuren ein wenig verzeihen lassen. Von daher für mich 9 von 10 Punkten. Ein deutscher Film der sich verdammt viel traut und dadurch absolut gelungen ist. 

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